Vergangenheit trifft Nerv der Gegenwart

Geht die rote Holztür in der traditionellen Eimer- und Fassmacherei mit einem freundlichen Knarren auf, weiß Marko Parkkila meist schon genau, wonach die Kunden Ausschau halten. Die Finnen fragen nach Holzbehältern aller Art oder nach Tragetaschen fürs Feuerholz, erzählt Unternehmer. Die Deutschen, die in Rauma leben, lieben alles mit einem Elch drauf. Der Renner sei für sie das Sauna-Thermometer mit dem Symboltier Skandinaviens. Die französischen Besucher fragten besonders häufig nach Sauna-Textilien, wie etwa den Sauna-Sitzunterlagen (finn. lauterlinna?).

Von Saunakübeln bis zu Textilien

Moment mal – Textilien in der Eimer- und Fassmacherei? Als Marko Parkkila und seine Frau Terhikki 1997 beschlossen haben,…das Geschäft in der Sorkantie 2 in Rauma zu übernehmen, hat sich der gelernte Forstingenieur vom Vorbesitzer Gunnar zeigen lassen, wie man Fässer (finn. tynnyri), Eimer (finn. ämperi) und Saunakübel (finn. saunakiulu) auf traditionelle Weise aus Holz herstellt. Auch wenn die Anfänge der Produktion von Holzbehältern in Rauma bis in die 1930er Jahre zurückreichen, sah es lange danach aus, dass dieses Handwerk in der Ostseestadt einschläft. 

Vier Jahre lang suchte der damals knapp 70-jährige Fassmachermeister Gunnar Steenroos nach einem Nachfolger. Holzbehälter zur Lagerung von Fisch, Brotteig und anderen Speisen seien mit der Einführung der Kühlschränke aus der Mode gekommen, erzählt mir Marko. Doch in die Sauna gingen die Finnen nach wie vor und somit waren hölzerne Saunakübel und Kellen (finn. löylykauha) immer gefragt. Viele Besucher der finnischen Ostseestadt mit zwei UNESCO-Weltkulturerben (Holz-Altstadt und Bronzezeitgräber Sammallahdenmäki) und die hier lebenden Ausländer genießen die wohlige Atmosphäre in Marko’s Laden. 

600 bis 700 verschiedene Produkte inklusive Holzspielzeug und Bürsten

Marko beschreibt, wie er und Terhikki nach und nach das Sortiment auf 600 bis 700 verschiedene Produkte erweitert hat. Die meisten davon stellt Marko zusammen mit einem Mitarbeiter direkt in der Werkstatt hinter dem urigen Verkaufsraum her. Circa 25 bis 30 verschiedene Handwerker oder kleine traditionelle Betriebe in Finnland erweitern das Sortiment – darunter Holzspielzeug, Holzlampen, Saunawichtel (finn. saunatonttu), Wein- und Spirituosenfässer.

Verschiedene Bürsten und Besen in Marko’s Sortiment werden hier in Finnland u.a. von Blinden hergestellt werden. Nachdem die Holzfässer nicht mehr so häufig zur traditionellen Zubereitung und Lagerung des Roggenbrotes (finn. Ruisleipa) benutzt werden, macht Marko draus dekorative Möbelstücke und Sitzgelegenheiten. Die meisten seiner Produkte seien von der finnischen Genossenschaft mit der „Hergestellt in Finnland“-Schlüssel-Flagge (finn. avainlippu) ausgezeichnet, berichtet der 54-jährige. Mit dem beliebten Symbol des finnischen Arbeitsverbandes darf sich ein Produkt schmücken, wenn es mindestens zu 50% in Finnland hergestellt wurde. Im Schnitt seien es sogar 80 % schreibt der finnische suomalainentyo auf der Website. 

Die finnische Schlüsselfrage für Qualität aus Finnland

Erweitert hat Marko sein Angebot durch Saunadüfte und Seifen. Zudem boome das Geschäft mit Holz-Kupfer-Produkten wie die finn. kuparinen löylykauha (Kupferkelle mit Holzgriff). Für unsere Sauna-Familie steht fest, dass man mit einer solchen Kupfer-Kelle das Wasser noch besser auf die heißen Steine des Sauna-Ofens werfen kann als mit der traditionellen aus Holz. 

Traditionswerkezug aus sogar Flensburg – eine echte „Anthon“

Zusammen mit Marko betrete ich die große Holzwerkstatt hinter dem Ladenlokal. Ein Mitarbeiter von Marko hobelt gerade. Überall liegen Hobel- und Holzspäne und verbreiten einen wunderbaren Duft. 15 bis 20 Schritte benötige es, bevor ein Holzeimer fertig sei, berichtet Marko und zeigt mir, wie er die Einzelteile verleimt oder mit einem kleinen Holzdübel miteinander verbindet. Meist werden 50 Stücke und mehr auf einmal angefertigt. Bei einer Bestellung aus den USA konnte Marko sogar 100 kupferne Saunakellen mit Holzgriff anfertigen und verschickte sie nach Oregon. Beim Werkstattrundgang zeigt mir Marko moderne und viele alte Holzbearbeitungsmaschinen. Darunter ist sogar eine Maschine der Firma „Anthon“ aus Flensburg von 1888, mit der Marko und seine Mitarbeiter sogenannte Fassdauben zu Fässern verbinden.

Wenig überraschend – Marko und seine Terhikki sind auch Sauna-Gänger, ganz finnisch pragmatisch und unaufgeregt – nur ab und an mal mit einem Birkenduft in ihrem natürlich selbst hergestelltem Sauna-Kübel. Ich bezahle noch mein lustiges Sauna-Thermometer, das mich in meiner Finnischen Sauna in Eckental erfreuen wird. Dann stehe ich draußen in der Sorkantie und freue mich auf ein Wiedersehen in Marko’s und Terhikki’s falunroter Eimer- und Fassmacherei – eine Empfehlung von Herzen. 

Fragen, Anregungen, Links und Kommentare sind jederzeit herzlich willkommen…

„Yhdessä on mukavaa“ – Zusammen ist es am schönsten! „Tervetuloa saunaonneen“ – Willkommen im Saunaglück! 😅🍀

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