Lillonkari: Aufgebockte Strand-Sauna mit einem amüsantem Baumklo

Man sieht Jukka Huttunen den Stolz an, wenn er über die Lillonkari-Strand-Sauna bei Unaja im Südwesten von Finnland spricht. Freiwillige zu motivieren, sei nicht für alle seine Projekte so leicht wie für diese Sauna, erzählt der 63-Jährige Vereinsvorsitzender des Sportclubs in Unaja. In den vielen Jahren, in denen er die öffentliche Strand-Sauna ‚Lillonkari‘ managed, hat er sie zusammen mit seinem ehrenamtlichen Team zu einem wundervollen Kleinod an der Ostsee gemacht.

Privileg und Pflicht

Nachdem die Stadt Rauma in den 70-iger Jahren einige dieser Strand-Saunen von privaten Personen gekauft hatte, überlies…die Hafenstadt auch die Sauna ‚Lillonkari‘ den Bürgern der kleinen Gemeinde Unaja zur vertraglich vereinbarten Nutzung. Die sogenannten Dorfvereine bzw. in diesem Fall der Sportclub Unaja kümmern sich um den Betrieb und die Instandhaltung der Saunen und die Stadt Rauma steuert neben einem jährlichen Budget ebenso Geld für notwenige Renovierungen bei.

Wenn ein Beach-Volleyballfeld entstehen oder der Strand erneuert werden soll, müssen Jukka und seine Freiwilligen kreativ weitere Gelder einwerben bzw. steuern eine Menge freiwilliger Arbeitsstunden bei. Warum? „Es ist ein Privileg in einer so schönen ländlichen Gegend zu wohnen und gleichzeitiger mich eine Pflicht für die Umgebung und Menschen hier zu sorgen.“

Zusammengerutscht können bis zu 22 Menschen gleichzeitig schwitzen

Die Strand-Sauna ‚Lillonkari‘ ist dafür perfekt – Der Sauna-Raum bietet laut Jukka Platz für mindestens 22 Menschen „Da oben passen zehn Erwachsene hin, unten können zehn Kinder zusammenrutschen und hier noch zwei stehen“, sagt der Sportclub-Chef und lacht herzlich. „Unsere Lillonkari-Sauna ist eine der besten Strand-Sauna der Gegend“. Aufgebockt auf Stelzen könne die Luft prima durch die großzügig gesetzten Bodenbalken zirkulieren.

Die beste Temperatur in der Sauna schätzt Jukka auf zwischen 65 und 75 Grad Celsius und ist verwundert über die Frage. Obwohl er schon mal vor 30 Jahren in Lüneburg in einer deutschen Sauna saß… „Junger Mann bitte legen sie Ihr Handtuch auch unter die Füße“…, versteht er die vielen Regeln beim Saunieren in Deutschland nicht. Aufguss (finn. löyly) machen darf hier in Finnland jeder und zwar ständig. Deshalb entsteht schnell eine gemütliche wohlige-feuchte Wärme und ein wildes Durcheinander-geplapper. Interessanterweise ist die Sauna in Finnland häufig ein höchst kommunikativer Platz. Hier wird im Gegensatz zur Begegnung auf der Straße oder im Bus sofort nachgeforscht, woher man kommt und was man an Finnland zu schätzen weiß. Wenn ich mir es recht überlege, ist es genau das, was mich am Sauna-Baden glücklich macht – das gemütliche gemeinsame Schwitzen und Beisammensein, das seinen Höhepunkt im beherzten Sprung in die erfrischende Ostsee findet. Eingemummelt in warme Sachen, setzen sich die herzlichen Gespräche am Lagerfeuer fort.

Holzhacken befreit von Alltagssorgen

Auch das Würstchen-Grillen (finn. makkara) hat hier eine große und unkomplizierte Tradition, so dass man an jeder dieser öffentlichen Strand-Saunen stets eine Grill- und Lagerfeuerstelle findet. Holz hacken befreit von Alltagssorgen und zeigt sofort das Ergebnis getaner Arbeit. Auf dem Lillonkari-Gelände steht neben einer offenen Feuerstelle sogar ein sechseckiges Grill-Häuschen. Zudem befinden sich die – obligatorisch nach Männer und Frauen getrennten – Umkleiden am Strand. In der gemischten Sauna wird hier selbstverständlich in Badesachen geschwitzt, was für uns mittlerweile ganz normal ist und beim anschließenden Schwimmen in der Ostsee erst recht nicht stört.

In der Lillonkari-Sauna findet man keine Schilder/Regeln wie ‚Kein Schweiß aufs Holz‘ oder gar eine Sanduhr. Minna Rautalin von der Stadt Rauma, die netterweise den Kontakt zu Jukka für mich organisiert hat, ergänzt: „Wir Finnen würden normalerweise nie genau die Temperatur messen, wir fühlen was uns gut tut.“

‚PuuCee‘ – mit Hinweisen in neun Sprachen

Neben einem schönen, flach ins Wasser abfallenden Strand befinden sich auf dem Gelände normale Toiletten und ein originelles Außen-WC. Das sogenannte ‚PuuCee‘ (Plumpsklo, finn. Puu bedeutet Baum). Und ganz ohne Regeln und Hinweise kommen die Finnen an diesem stillen Örtchen dann doch nicht aus. Die eigens von Jukka in neun (!) verschiedenen Sprachen angebrachten Hinweise, wie 

  • ‚Oh schau, was für eine saubere und feine Toilette‘,
  • ‚Bitte hinsetzen‘
  • ‚Tun Sie, was sie zu tun haben‘
  • ‚werden alle mit Mulch‘ – also bitte nach dem Geschäft Mulch hineinwerfen

sowie zum Abschluss der erneute augenzwinkernde Verweis auf die

  • ‚Oh schau, was für eine saubere und feine Toilette‘

zeigen, dass hier jeder herzlich willkommen und gleichzeitig verpflichtet ist, alles wie vorgefunden zu hinterlassen.

Wie die anderen, öffentlichen Strand-Saunen der Stadt Rauma ist die Lillonkari-Sauna von Juni bis August immer dienstags, donnerstags und sonntags meist ab nachmittags bis zum frühen Abend geöffnet. Zudem können die Saunen für Feiern gemietet werden. Jukka zeigt den Plan seiner Freiwilligen, die dann jeweils die Sauna anheizen, ggf. Holz hacken und auch den kleinen Getränkeverkauf betreuen. „Es ist nicht einfach, vor allem die nächste Generation zu gewinnen“, sagt der 63-jährige Sportclub-Chef. Viele Familien hier hätten eigene Höfe und damit viel zu tun oder arbeiteten in Schichten u.a. am Hafen in Rauma.

3mal täglich, 5mal pro Woche oder alle zwei Tage in der Sauna sitzen

Dabei sind nicht nur Jukka und Minna von der positiven Wirkung der Sauna und gemütlichen Zusammenkünfte überzeugt. Jukka’s Freund Viljo, der in der Nähe von Helsinki lebte, sei drei Mal täglich in die Sauna gegangen: am Morgen, gegen 16 Uhr (allerdings nur bei geringer Temperatur in Unterwäsche) und am Abend in der üblichen feuchten Wärme. Viljo wäre als zwölfjähriger Junge im tiefen Winter in Karelien einen langen Weg hin und zurück zur Kirche gegangen. Dabei habe er so gefroren, dass er seine Knie nicht mehr bewegen konnte. Seine Mutter betupfte Viljo danach seine steifen Knie mehrmals täglich behutsam mit Heilpflanzen-Wasser in der Sauna, so dass der Junge sie nach und nach wieder bewegen konnte. Seitdem schwörte Viljo auf die Kraft der Sauna. Ein Leben lang bis er mit 85 Jahren starb. Jukka geht übrigens 5 mal die Woche in den Schwitzkasten und Minna jeden zweiten Tag. Ein Leben ohne Sauna? Für Beide unvorstellbar!

Jukka Huttunen, Sportvereins-Chef in Unaja & Minna Rautalin, Stadtverwaltung Rauma

Mehr erfahren:

http://www.unaja.fi/lillonkari/

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