Ob sich Carita einmal in die Reihe der Tove Jansson, Tarja Halonen, Helene Schierjbeck, Minna Canth, Miina Sillanpää, Aino Aalto und Armi Ratia einreiht, wird sich zeigen. In der Gegenwart ist Carita bereits eine Berühmtheit und DIE weltweite Botschafterin, wenn es um die finnische Saunakultur geht. Nach deren Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes 2020 interessieren sich immer mehr Menschen weltweit dafür, was die finnische Sauna aus macht.

Interview mit Carita Harju – Weltweite Botschafterin der finnischen Saunakultur
Wer könnte das besser erklären als die Gründerin des Unternehmensnetzwerkes Sauna von Finnland? In unserem Interview spricht Carita über ihre Saunaleidenschaft, wie sie sich in einer männlich geprägten Sauna-Unternehmenswelt… behaupten musste und über ihr neustes Buch ‘The Power of Hot and Cold‘, das sie zusammen mit der Winterschwimmerin und Autorin Katja Pantzar verfasst hat. Im Herbst 2025 erscheint es unter dem Titel ‘Saunadampf und Kältekick – Das finnische Geheimnis für ein glückliches, gesundes Leben‘ auf Deutsch im Heyne Verlag.
Liebe Carita, auch wenn Du das wahrscheinlich schon oft gefragt wurdest, an welches Saunaerlebnis aus Deiner Kindheit erinnerst Du Dich besonders?
„Wie Du weißt, ist Sauna für Finnen etwas ganz Alltägliches. Wir wohnten in einem Mehrfamilienhaus und gingen meist samstags in die Gemeinschaftssauna. Ich erinnere mich noch heute sehr genau an den Geschmack der Zitronenlimonade, die es in den Saunapausen gab. Das war für meine Geschwister und mich immer etwas ganz Besonderes.

Erst als ich später im Ausland lebte und studierte , bemerkte ich, dass Sauna in anderen Ländern gar nicht so normal ist. Und wenn ich es mir recht überlege, wenn wir Finnen zurück aus dem Urlaub kommen, sind wir oft froh, dass wir dann wieder in ‚unsere‘ Saunen gehen können.“
Für viele bist Du mit Deinem Unternehmensnetzwerk „Sauna from Finland“ die Botschafterin der finnischen Saunakultur. Warum hast Du es gegründet?
„Alles fing vor 15 Jahren mit einem persönlichen Netzwerk an. Wir haben mit 38 finnischen Unternehmen der Sauna- und Wellness-Branche begonnen, heute zählen wir 250 Firmen, davon 60 in Ländern außerhalb Finnlands, sogar in Australien. Für mich war es ein Geschenk, dass ich meine Leidenschaft für die finnische Sauna mit meinem Marketingberuf verbinden konnte. Unsere Mission ist es, Firmen dabei zu unterstützen, ‚echte‘ finnische Saunen zu bauen und die Kultur weltweit zu pflegen. Unsere ersten Mitglieder kamen aus Schweden, Portugal, Afrika und Australien.“
Weil Du gerade Schweden erwähnst: Wie findest Du es, dass ausgerechnet Schweden am diesjährigen Eurovision Song Contest mit der Band KAJ und dem Song ‚Bara bada bastu‘ die finnische Sauna würdigt?
„Sehr lustig. Mit unseren Partnern bauen wir in Stockholm während des ESC im Mai ein Saunadorf auf. Zu schade, dass ich dann gleichzeitig beim Saunafestival in bin.“
Welche Rolle hat es/spielt es bei ‚Sauna from Finland‘, dass Du eine Frau bist?
„Als ich mit Mitte Dreißig startete, war es ein sehr Männer dominierter Unternehmenszweig. Meist sah man auf den Bildern Männer in der Sauna schwitzen. ‚Lass mal hören, was das Mädchen zu sagen hat‘, so war das am Anfang. Dabei war die Sauna für uns Frauen schon immer ein bedeutender Ort, um mit den Kindern, anderen Familienmitgliedern und Freundinnen zusammenzukommen. Es war/ist auch ein geschützter Ort, Anliegen unter Frauen auszutauschen – #SaunaSisterhood .“
Leider gingen die Awards der Finnischen Saunagesellschaft bisher überwiegend an Männer.


Es hat sich viel getan und darf sich noch mehr tun. In New York habe ich erlebt, dass man als Frau keine Axt zum Holzhacken kaufen durfte: ‚Du bist eine Frau – da brauchst Du keine‘. Aber mein kleines Team und ich behaupten sich. Und wir bekommen großen Zuspruch. Unser World Sauna Forum in Yväskylä begeistert viele Sauna-Enthusiasten der Branche, so dass wir es vom zweijährigen Rhythmus wahrscheinlich jährlich veranstalten.“
Welche finnische Frau hat Dich inspiriert und warum?
„Meine Großmutter Alli, die taub war und zehn Kinder großgezogen hat. Zudem bewundere ich die Marimekko-Gründerin Armi Ratia und ihre vielfältigen Rollen im Unternehmen.“
Gleich zu Beginn Eures Buches ‚The Power of Hot & Cold‘ berichtet Deine Co-Autorin Katja Pantzar, wie sie Dich beim ersten Treffen in einer Sauna in Tampere zu einem Gang ins kalte Wasser überzeugen wollte. Bist Du inzwischen eine Avanto-Liebhaberin geworden?
(Carita lacht laut und herzlich) „Nein! In der Kälte auf dem Steg und im Schnee laufen ist ok für mich, aber ins Wasser unter zehn Grad gehe ich nicht so gern.“


Euer Buch beinhaltet verschiedene Saunakulturen in aller Welt. Wie sind Deine Erfahrungen mit Eigenheiten der deutschen Saunakultur?
„Ich erinnere mich an eine Therme in Stuttgart, da stand ich auf der Bühne für einen Vortrag und 15 Minuten später, sollte ich mich nackt mit den Zuschauern in die Sauna setzen. Ich bin dann nicht gegangen. Ich mag aber den Gedanken der deutschen Thermen, dass man da einen ganzen Wohlfühltag verbringt. Viele haben eine tolle Atmosphäre und schöne Gelegenheiten zum entspannen.“

Lass uns zum Abschluss in die Zukunft blicken. Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?
„Mein Sohn ist gerade zwölf Jahre alt, ich freue mich, mit ihm noch viel Zeit zuhause zu verbringen. Überhaupt bin ich sehr dankbar, dass ich meinen Job vom Homeoffice aus machen kann. Zudem träume ich von einer zweiten Sauna. Wir haben eine im Haus, die mit einem Holz- oder Elektroofen angeheizt werden kann. Ich möchte zusätzlich eine Außensauna bauen und damit einen Platz für besondere Anlässe schaffen. Die Sauna ist wichtig für unser aller Gesundheit.“
Bildnachweise:
- Bilder mit Carita: Anna Ruotanen
- Power of Hot & Cold Cover: Yellow Kite Books
- Saunadampf & Kältekick Cover: HEYNE Verlag
- Sauna Lover / I love Sauna: Carita Harju
- Sauna, Avanto, Carita & Katja: Katja Ansorge
Fragen, Anregungen, Links und Kommentare sind jederzeit herzlich willkommen…
„Yhdessä on mukavaa“ – Zusammen ist es am schönsten! „Tervetuloa saunaonneen“ – Willkommen im Saunaglück! 😅🍀
Zuerst veröffentlicht habe ich diesen Beitrag in den „notizen“ (2/2025), dem Mitgliedermagazin der Deutsch-Finnischen Gesellschaft, Bayern e.V.
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